Seit den 1980ern hetzen auf Jamaica verschiedene Reggae-/Dancehall-
Musiker (Shabba Ranks, Buju Banton, Beenie Man, Bounty Killer, Sizzla,
Elephant Man, Capleton, T.O.K. und andere) in «Battyman-Songs» massiv
gegen Schwule und Lesben: Sie rufen in ihren Texten unter anderem zur
Erschiessung oder Verbrennung von Homosexuellen auf.
Beliebte Schimpfworte sind unter anderem Battyman, Chi Chi Man, Batty
Bwoy, Funny Man, Fag, Faggot, Babylon Bwoy, Mauma Man, Sodomite, etc.
Die homophoben Möchtegern-Gangster und religiösen Feldprediger können
dabei auf die Zustimmung ihres Publikums zählen - bis hin zu politischen
Parteien, von denen eine 2001 sogar den homophoben Song «Chi Chi
Man» (T.O.K.) in ihren Wahlkampf integrierte.
Schwulen- und Lesbenhass scheint - wenn man der offiziellen Berichterstattung
glauben darf - tief in der jamaicanischen Gesellschaft verankert zu sein. Und
diese lebt aus, was in den letzten Jahrzehnten
auch von Rastafarai-Gruppen gepredigt wird. Zu einer dieser Gruppen, der extremen
religiösen «Bobo Ashanti»-Gemeinschaft, gehören auch einige der oben
erwähnten Dancehall-Musiker.
Diese Situation ist für Homosexuelle nicht nur in den «Battyman»-Songs tödlich:
Schwule und Lesben müssen im Alltag mit brutalen Übergriffen und tödlichen
Attacken rechnen. Die zwei prominentesten Toten des Homohasses auf
Jamaica sind der schwule Bürgerrechtler Brian Williamson und der HIV/AIDSAktivist
Steve Harvey. Williamson wurde 2004 zuhause unter «ungeklärten Umständen» die Kehle durchgeschnitten, Harvey 2005 bei einem Überfall auf
eine Gruppe gezielt als Schwuler selektioniert und erschossen.
Schwule, Lesben, deren Hetero- FreundInnen und Politzusammenhänge aller Art gingen spätestens dann auf die Barrikaden, als der zweifache Grammy-Gewinner und Battyman-Killer-Veteran Shabba Ranks 1993 im britischen TV öffentlich zur Kreuzigung von Homosexuellen aufrief. Blockaden und Sabotage von Konzerten, Druck auf VeranstalterInnen und Protestaktionen nahmen zu.